Predigt an Weihnachten 2020

Ich steh‘ an deiner Krippen hier,

o Jesu, du mein Leben;

ich komme, bring‘ und schenke dir,

was du mir hast gegeben.

Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,

Herz, Seel‘ und Mut, nimm alles hin

und laß dir’s wohl gefallen.

Ich steh mit leeren Händen. 

Du auch?

Dieses Jahr hat mir so viel genommen.

Das Freuen auf…

Das Erinnern an…

Sicherheit und Freiheit zugleich.

Ich steh mit leeren Händen und trotzdem einem vollen Herzen hier.

Es ist voll Angst

Voll Wut.

Voll Traurigkeit.

Über meine verpassten Chancen.

Über meine dunklen, dunklen Seiten.

Über das, was mich doch freuen sollte.

Dieses Jahr war wie ein Geschenk, das ich nie haben wollte.

Ich wollte es nichtmal auspacken. Aber es musste ja sein.

Ich hab dann Schleife für Schleife aufgezogen. 

Den Klebstreifen mit den Fingernägeln abgekratzt.

Es war so viel drin:

Zeit ohne Schule, ohne Kindergarten.

Die Arbeit ging trotzdem weiter,

Eine plötzliche Angst um die, die ich liebe, sie steckte mir im Hals fest, legte sich auf meine Brust.

Was soll das bitte für ein Geschenk sein?

Bei aller Liebe. Um aller Liebe willen. Hätte ich die Liebe nicht auch einfach so haben können?

Die Wärme und die Zärtlichkeit.

Das Rauschen der Wellen

Und den Klang der Glocken

Deine Hand in meiner.

Bei aller Liebe.

Ich wollte keinen Stall.

Ich wollte keine lange Reise,

Ich wollte keine lange Suche.

Ich wollte nur ankommen.

Ich wollte nur das Kind sehen.

Bei aller Liebe. Ich wollte dieses Geschenk nicht.

Und hab es doch bekommen.

Und Du Deines.

Was ist in Deiner Schachtel?

Was wolltest Du gern haben?

Und was hast Du bekommen?

Mach Deine Schachtel auf. Was siehst Du?

Was ist drin in Deinem Geschenk?

Es ist viel geworden dieses Jahr.

Und weißt Du: Nicht jedes Geschenk macht glücklich. Manches lässt uns zittern und weinen.

Ach Jesus, ich komme, bring und schenke Dir, was Du mir hast gegeben.

Ich lege es in Deine Krippe, die sich wie Gottes Arme um das Stroh legt.

Lege Herz und Seele dazu.

Jeden Stich, jeden Schmerz des Jahres.

In die Krippe, in das Stroh, das sticht.

Fürchte Dich nicht davor, sagt der Engel auf dem Feld.

Nicht vor dem Licht.

Nicht vor dem Abgeben.

Nicht vor dem blauen Wunder.

Fürchte Dich nicht.

Vor dem Leben.

Diesem Geschenk, das wir uns nicht aussuchen konnten.

In Deine Krippe leg ich es.

Angst, Mut, Herz und Seele.

Amen.

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