Bild von Oldiefan auf Pixabay

Auf Instagram gibt es bei @einschpunk und @kexkruemel jeden Dienstag um 21 Uhr den sogenannten Instapulse, eine kleine interaktive Andacht mit Gebet, Lesung, Auslegung, Fürbitten, Segen. Gestern durfte ich dabei sein. Meine Auslegung zu Zachäus könnt Ihr hier lesen und auf Instagram bei @einschpunk nachschauen.

Eigentlich mag ich diese Geschichte vor Allem deshalb so gerne, weil ich sie immer im Religionsunterricht erzählt hab. Ich war schon länger nicht mehr in der Schule, aber so oft ich kann, erzähle ich diese Geschichte. Eigentlich nur, weil ich beim Erzählen immer auf einen Stuhl steigen kann. Für mich ist sie eine Freiheitsgeschichte.

Weil einer, der schon lange weiß, dass nicht alles gut ist mit ihm, weil der auf einmal einen festen Glauben daran hat, dass es sich möglich ist, die Perspektive zu wechseln. Dass es geht, von woanders auf das Leben zu schauen.

Auf einen Baum klettern, obwohl Du nicht in Not bist. Du müsstest da nicht rauf. Aber Du kannst. Tiefe Angst macht panisch und lässt uns erstarren. Aber das Unbehagen, das nicht weg geht, das macht manchmal Beine.

Das geht. Man kann auf Bäume klettern. Man kann auch Entscheidungen rückgängig machen. Dächer abdecken, Deadlines sprengen, Knoten zerschneiden. Man denkt es nicht, aber es geht. Auch ohne dass man professioneller Bäume-Kletterer und Grenzen-Überwinderin ist.

Eine Freundin sagte heute: Ja, klar – man kann sich vieles nicht vorstellen – oder kannst Du Dir vorstellen, dass hier in einem halben Jahr überall Schnee liegt?

Und dann bist Du oben. Und dann, oben auf dem Baum, da kann man Dich sehen. Erstmal nur, dass Du überhaupt da bist. Dann, dass Du woanders bist. Dass Du den ersten Schritt gemacht hast, den ersten Griff nach dem Ast. Weil Du frei bist. 

So klein und so groß ist die Freiheit.

Wir vergessen das. Dass unser Handeln diese Freiheit haben kann. Vielleicht, weil wir uns selbst eigentlich immer ganz gut einbauen im Leben. Mit Regeln und Maßstäben. 

Aber diese Freiheit, die Perspektive zu ändern, die haben wir. Luther hat mal gesagt: „Ein Christenmensch ist ein freier Mensch und niemandem untertan.“ Und ja, genau so ist: Du bist nicht Untertan Deiner eigenen Gesetze und Deiner eigenen Perspektive.

Bei dem Mensch, der da auf den Baum klettert in der Geschichte ist es auch so. In ihm drin ist er frei, das spürt er jetzt, ganz, ganz leise. Aber sonst? Er bleibt in den Strukturen, in denen er ein Gefangener ist. Ich weiß manchmal, ich könnte innerlich frei sein, aber außen? 

Manchmal ist die innere Freiheit so stark, dass sie meine Fesseln sprengt. Die Fesseln meiner Vergangenheit z.B., die Muster, in denen ich lebe. Die Ängste, die mich vor sich hertreiben. Oder die Strukturen, in denen ich jetzt lebe und die mich so unfrei zurücklassen. In denen ich mich unfähig fühle zu handeln. Aber nicht immer kann ich aus mir selbst heraus so stark sein. 

Vielleicht muss ich länger auf dem Baum sitzen. Oder höher rauf klettern.

Bis Gott sagt: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.

Ich lass Dich neue Menschen sehen und Dich Dein Zuhause mit anderen Augen sehen. 

Du bist frei. Du kannst auch draußen frei sein. Bei allen Zwängen. Du wirst sehen, welche Strukturen Dir dienen, denen kannst Du auch dienen. Die Liebe. Die Geborgenheit. Denen bist Du dann untertan, gerne, von Herzen, aus freiem Herzen. In Deinem Haus. Und von drinnen kannst Du den Baum sehen. Auf den Du schon geklettert bist.

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