Gedanken zur Landtagswahl in Bayern, die leider auch schon bei der Bundestagswahl aktuell waren.

Eigentlich hätte ich morgen gerne gepredigt. Am Wahlsonntag.
Ich hätte den Menschen gerne gesagt, dass sie wählen gehen sollen. So richtig von der Kanzel herab. Mit Moral und Autorität und von oben. Ich hätte ihnen dann auch gern gesagt, dass Sie keinen Mist bauen sollen. Nicht rechts wählen. Zum Beispiel. Weil diese Partei, die sich als Bürgerpartei verkauft, die Menschen für dumm verkauft. Ihnen das Blau vom Himmel als Schwarz verkauft und das Gelb als Rot. Weil diese Partei von Alternativen spricht, wo es um Anstand geht.
Ich hätte morgen gerne gepredigt und den Menschen all das gesagt, eine Viertelstunde lang.

Vielleicht ganz gut, dass ich nicht dran bin morgen.

Weil man den Menschen eben nicht von der Kanzel herab sagen darf, was sie wählen sollen. Weil die politische Agitation der Kirche nicht darin bestehen kann, den Menschen vorzuschreiben, was sie denken und tun sollen. Und schon gar nicht mit der Bibel als Legitimation und Autorität in der Hinterhand.
Vielleicht hätte ich also doch etwas anderes gesagt auf der Kanzel.

Vielleicht hättet ich gesagt, dass „Fürchtet Euch nicht!“ nicht nur die Botschaft des Weihnachtsengels ist. Sondern sowas wie eine Essenz des Christentums. Weil Rettung und Heil und Ganz-Sein und Frieden nicht in politischen Ideologien und Versprechungen zu finden sind, sondern eben nicht von dieser Welt sind. Weil es gefährlich ist, wenn Menschen Heil und Sicherheit versprechen auf Kosten der Ängste der Menschen. Vielleicht hätte ich gesagt, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist.

Vielleicht hätte ich auch aus dem Evangelium des Sonntags gelesen: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Das Reich Gottes, das kann man leider nicht bei der Bundestagswahl wählen. Und wer einem das Blaue vom Himmel verspricht, der verspricht einem das Reich Gottes. Der verspricht mehr als er halten kann.
Vielleicht hätten wir nach der Predigt das Wochenlied gesungen. Wer nur den lieben Gott lässt walten. Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut, heißt es da. Der baut keine Sandburgen und Luftschlösser aus Wahlversprechen, die beim nächsten Hochwasser weggespült werden.
Vielleicht würde ich all das sagen. Und hoffen, dass meine Gemeindeglieder ehrlich zu sich selber sind. Dass sie spüren, wovor sie Angst haben. Dass sie unterscheiden können, ob das, wonach sie sich sehnen, der Friede und der Segen des Reiches Gottes sind. Oder ob es Sicherheit, Wohlstand, Arbeitsplätze sind.

Und was man davon bei der Bundestagswahl wählen kann. Weil man das Ewige nicht im Endlichen finden kann und das Reich Gottes nicht wählen kann.Und am Ende, da würde ich beten. Ein altes Gebet, ein gutes: Herr, gib uns blöde Augen für Dinge, die nichts taugen. Und Ohren voller Klarheit für alle Deine Wahrheit.

Amen.

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