Es ist eine der berühmtesten Geschichten der Welt: Die Geschichte, wie Jesus geboren wird. Eine schwangere Frau, eine zermürbende Reise zu Fuß. Volle Quartiere, ein Stall, das Stroh. Und dann das Kind. Die Engel. Fürchtet Euch nicht.
Eine der berühmtesten Geschichten der Welt und sie ist keineswegs einzigartig. Geschichten wie diese gibt es in jeder Religion, in allen Kulturen. Wundersame Geburtserzählungen von einem, der kommt, um zu retten. Um die Wahrheit zu bringen. Und vielleicht auch, um Licht und Trost in das trockene Leben zu bringen.
In unser Leben, das sich manchmal nach ein bisschen Glanz und besonders-sein sehnt.
In unser Leben, dessen Alltag uns so oft an unsere Grenzen bringt.
Immer funktionieren, keine Fehler machen.
Sich kümmern, nicht einschlafen.
Weiter machen, es den anderen recht machen, vielleicht auch endlich mal Dir selbst. Manchmal passiert es und zwischen all dem finden wir überraschenden Glanz.
Wir finden den Trost in den Armen unserer Liebsten, sehen das Strahlen unserer Kinder und Enkelkinder. Singen zur Musik im Autoradio. Glanz und Strahlen. Leuchtender Trost.

Eine der berühmtesten Geschichten der Welt und sie ist keineswegs einzigartig. Erzählt von dem Kind, das einmal der Gesalbte sein wird. Der Messias. Der Christus. Christos ist Griechisch und bedeutet Gesalbter, auf Hebräisch Mashach – Messias. Das Kind trägt keinen Namen, sondern einen Titel. Dass seine Eltern es Jesus nennen werden, erfahren wir erst später. Es ist vielleicht auch nicht so wichtig. Wichtig ist: Es ist gesalbt. Wie Könige gesalbt werden.
In der heiligen Schrift des Judentums, der Tora, wird davon erzählt, dass Menschen zu Königen gesalbt werden: David, Salomo, Saul…in Gottes Auftrag sollen sie sein Recht und seine Gerechtigkeit durchsetzen. Lauter Könige, die versuchen, ihr Bestes zu geben. Und sie alle scheitern auf ihre ganz eigene Art und Weise…vielleicht richten sich die Hoffnungen der Menschen deshalb auf einen, der noch kommen soll.

Im Buch des Propheten Jesaja steht:

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Land, scheint es hell.
Du weckst laute Freude.
Du hast die schwere Last von ihren Schultern genommen. Du hast die Waffen zerbrochen.
Denn uns ist ein Kind geboren.
Und es heißt Wunder-Rat. Gott-Held. Ewig-Vater, Friede-Fürst.

Das gesalbte Kind mit den vielen Namen. Wunder-Rat. Gott-Held. Nicht Jesus. Sondern Friedefürst.

Gott trägt viele Namen. Und Du? Wie würdest Du heißen? Wenn Du nicht Melanie wärst, oder Hans oder Sarah, oder Matthias, oder Stefanie? Vielleicht bist Du Tröste-gut. Deine Kinder oder Deine Freundin.
Oder Halte-leicht und sicher. Deine Kollegen, die wissen, dass Du da bist.
Vielleicht heißt Du Backe-süß oder Koche-fein. Sauerbraten oder Kichererbsencurry, Vanillekipferl oder Zimsterne.
Vielleicht sagt Dein Name, wer Du schon bist. Was nur Du besonders gut kannst.
Vielleicht sagt Dein Name, wer Du sein kannst. Wer Du eigentlich sein willst. Wenn Du nicht immer die sein müsstest, die alle kennen.
Vielleicht sagt Dein Name, wer Du sein kannst, wenn du darfst: Küsse-Mehr oder Fliege-weiter.
Oder kündige-endlich oder heirate ihn!
Oder trau dich und bleibe, es lohnt sich.

Alle seine Namen gibt uns Gott. Namen voller Wahrheit und Gnade. Die uns nicht unter Druck setzen, sondern freisetzen für das Leben.
In dieser Heiligen Nacht legt Gott uns seine Namen ins Herz. Deine Namen für Dich. Er legt Dir Sehnsucht nach Frieden ins Herz. Nach Ankommen oder Losgehen. Er salbt Dich sanft. Flüstert. Legt Dir die Hand auf den Rücken.
Vielleicht bist Du in dieser Nacht wundergroß. Feiertagsglänzend. Strahlend.
Oder gerneklein, versteckt, gleich nach der Kirche, in Deinen Kissen, mit Kakao und Lebkuchen.
Die Geschichte von der heiligen Nacht kennt viele Namen. Viele Arten, das Leben zu leben.
Hintenraus und weihrauchtragend. Leuchtendhell wie der Stern. Dunkel und ein bisschen klamm wie das Stroh im Stall.
Myrrhe und golden.

Alle Deine Namen, Gott, hast Du uns ins Herz gelegt.
Auf dass wir unsere eigenen Namen finden. Andere als die, die man uns gegeben hat vor vielen Jahren.
Die Namen, die wir mit Stolz und Würde und Liebe tragen wollen. Mit denen wir rausgehen wollen in die Welt oder rein in unsere Beziehungen. Vielleicht auch, um aus einem Kreislauf auszubrechen, der gewaltvoll und hart ist. Wo wir nicht sanft und schwach sein durften, sondern tapfer wie Krieger sein sollten.
Aber Gott kommt, um Waffen zu zerbrechen. Um Streubomben zu finden. Um Scharfschützen und Luftgeschosse zu entmächtigen. Und ich sehe, wie er daran scheitert. Vielleicht, weil wir daran scheitern. An Fantasie für den Frieden. An Vertrauen.

Gott, Wunderrat, Friedefürst, Gott der vielen Namen. Welche Namen hast Du noch für uns? Für unsere Welt, die so glänzt und strahltest Lichterketten und Christbäumen? Die so kaputt und eklig grausam ist?
Welchen Namen suchen wir uns aus?
Verzeihe bald?
Liebe tiefer und ohne Angst?

In dieser heiligen, stillen Nacht ist es laut. Die Familie, das Essen, die Geschenke, der Streit, das Geschirr – laut klappern die Teller, die Kinder streiten.
In dieser heiligen Nacht flüstert Gott Dir Deinen Namen zu. Leiser als Du denkst.
Es ist mehr möglich, als Du zu glauben wagst.
Mehr Frieden und mehr Freiheit.
Mehr Glanz und mehr Heil.
Weniger Angst und weniger Schmerz.
Deine Name ist heilig. Wie Königinnen ihn tragen.
Dir ins Herz gelegt. Amen.

2 thoughts on “Alle Deine Namen

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