Hier eine kleine Inspiration für alle, die noch schnell eine Idee für einen Gottesdienst zum Buß-und Bettag brauchen. Eine Abendandacht, die nach Belieben verändert und umgestaltet werden kann und wenig Vorbereitung braucht, eigentlich nur eine Schale mit Sand.
Musik
Begrüßung
Lied: Der Tag mein Gott ist nun vergangen
Impuls: Buße, Schuld, Reue und – Vergänglichkeit
Manchmal hat man den Eindruck, wir Menschen sehnen uns nach Strafen. Nach „gerechten Strafen“. Geschieht ihm recht! Das hat er verdient. Das hätte sie sich vorher überlegen müssen. Selber schuld.
Selber schuld.
Wie oft ich das schon gehört habe. Von mir selbst. Und von Menschen, die ich begleite. Aber ich bin ja selber schuld. Und das klingt dann so, als ob damit auch alles gesagt wäre. Wenn ich selber schuld bin, dann darf ich mich nicht beschweren. Dann muss ich jetzt nun einmal damit zurechtkommen und zwar am besten heimlich, still und leise. Denn ich bin ja selber schuld.
Ich darf keine Hilfe erwarten und kein Verständnis. Ich darf froh sein, wenn ich eben nicht bestraft werde, von irgendeiner Instanz. Und meistens bestrafen wir uns dann ganz einfach selbst. Sprechen mit scharfer Stimme zu uns. Ziehen den Gürtel enger. Versagen uns Gutes, weil wir es nicht verdient haben. Bestrafen uns mit Vorwürfen, manchmal mit langen Problemanalysen. Und glauben sogar noch, dass das sein muss, damit es auch nicht wieder passiert.
Und manchmal gewöhnen wir uns daran, dass alles was passiert immer auf irgendeine schuld zurückzuführen ist. Auf einen Fehler.
Und dann nennen wir das „Verantwortung übernehmen“. Das klingt so erwachsen. So überlegt. Wer Verantwortung übernimmt, trägt die Konsequenzen und macht es das nächste Mal besser.
Ich glaube, dass das Wort Verantwortung in unseren ganz normalen, persönlichen Alltag ein bisschen zu hoch greift. Ich glaube, dass oft nicht Verantwortung oder Konsequenz der nächste Schritt ist, sondern eigentlich Pause. Eine kleine Pause. Stille. Einatmen, Ausatmen. In der Bibel gibt es diese Geschichte, wo Jesus bei einer Auseinandersetzung nicht wie sonst immer gleich was Kluges zu sagen hat, sondern erstmal schweigt. Und malt. Er malt in den Sand. Man weiß gar nicht was, das steht nicht in der Bibel. Wir können uns was ausdenken.
Vielleicht schreibt er: „Ach.“ Oder „nein, wie furchtbar“, oder „das muss weh tun“. Wir wissen es nicht. Eine Frau war des Ehebruchs angeklagt und von ihm erwartet man jetzt eine Reaktion. Irgendwas, was die gerechte Strafe bringt.
Er malt. Vielleicht atmet er.
Was würde sich ändern, wenn wir das tun würden? Atmen. Fühlen. Die Schuld. Den Schmerz. Vielleicht ein bisschen mehr den Schmerz als die Schuld. Weniger denken. Mehr fühlen. Ich wollte das nicht. Ich konnte das nicht. Ich hätte es so gern verhindert.
Wir haben diese Pause oft nicht, ich weiß. Andere Menschen erwarten Antworten, Reaktionen. Jetzt sofort. Konsequenzen.
Aber man kann es vielleicht nachholen. Eigentlich ist dafür der Buß- und Bettag da, dieser komische evangelische Feiertag hier in Bayern, wo die Kinder schulfrei haben und alle anderen arbeiten müssen. Ein Pausentag. Ein In-den-Sand-mal-Tag.
Für Buße und Beichte. Fürs Nachfühlen, wie ich es nenne. Nur ich und Gott. Nur Du und Gott. Und der Sand. Vergänglich, nicht für immer ist die Schuld zu lesen. Vom Wind verweht oder von den Händen eines anderen. Bei Gott geborgen. Beantwortet in seiner Liebe.
Du bist und bleibst mein geliebter Mensch. Du kannst aus meiner Liebe nicht fallen. Amen.
-> Sandkasten (Schale mit Sand) und Musik anbieten: wer mag, kann etwas in den Sand schreiben, einen Buchstaben, ein Wort, ein Geheimnis…der/die nächste kann es verwischen, weiterschreiben…verwehen lassen
Gebet und Vaterunser (im Gebet kann besonders betont werden, dass Gott für uns das Leben will, leicht und frei, dass wir auch nach und mit unserer Schuld ganz in seiner Liebe leben)
Segen
im Anschluss: Möglichkeit, sich persönlich segnen zu lassen

